Vortragsveranstaltung
15.
Januar 2003, 19.00 Uhr
KZ-Aussenlager und Gesellschaft
Dr. Karola Fings
M.A.
Konzentrationslager
als die Zentren des NS-Terrors waren jahrzehntelang im Bewusstsein
der deutschen Nachkriegsgesellschaft aus dem lokalen Milieu verbannt.
Die Verbrechen, so der allgemeine Tenor, geschahen im Verborgenen,
etwa in Buchenwald oder Auschwitz, und damit jenseits des eigenen
Horizontes, der ohnehin durch den Bombenkrieg auf das tägliche
Überleben geschrumpft war.
Im Zentrum des
Vortrags steht die Frage, welchen Anteil die deutsche Gesellschaft
an der Etablierung eines KZ-Systems hatte, das bis Kriegsende etwa
1.000 Aussenlager ausbildete.
Wie verlief
der ab 1942 einsetzende dynamische Prozess der Lagerbildung, welche
Akteure waren beteiligt, welche Motivationen lassen sich ausmachen
und vor allem: Wie verhielten sich Umgebungs und KZ-Gesellschaft
zueinander? Damit werden die Grauzonen der Täter und Mittäterschaft
im lokalen Milieu angesprochen, vor allem aber die Grundzüge
einer im hohen Masse auf den Krieg orientierten Gesellschaft, in
der Rassismus, Lagerleben und Arbeitszwang zum Alltagsgeschäft
zählten.
Dr. phil. Karola
Fings M.A. arbeitet als wissenschaftliche Angestellte im Forschungsprojekt
"Zwangsarbeit" des NS-Dokumentationszentrums der Stadt
Köln. In ihrer 2001 an der Heinrich-Heine-Universität
Düsseldorf abgeschlossenen Dissertation "Die Kommunen,
der Krieg und die Konzentrationslager Himmlers SS-Baubrigaden"
analysiert sie am Beispiel von mobilen KZAussenlagern u.a. das Verhältnis
von Umgebungsgesellschaft und Lager. Seit 1990 zahlreiche Veröffentlichungen
zur nationalsozialistischen Zigeunerverfolgung, jüngste Publikationen
u.a.: Messelager Köln. Ein KZ-Aussenlager im Zentrum der Stadt,
Köln 1996; Unter Vorbehalt. Rückkehr aus der Emigration,
Köln 1997 (mit Blaschke/Lissner); Begegnungen am Tatort. Besuchsprogramme
mit ehemaligen Zwangsarbeiter/innen, Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen,
Düsseldorf 1998; Working for the Enemy. Ford, General Motors
and Forced Labor in Germany during the Second World War, New York/Oxford
2000 (mit Billstein/Kugler/Levis).
Veranstaltungsort
Historisches Centrum Hagen
Stadtmuseen / Stadtarchiv
Eilper Strasse 71 - 75
D-58091 Hagen
fon: +49 (0) 23 31 207 27 40
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